
Exklusiv für den KUKI Express, stand uns Frank Holderied, Drummer der Band Skaos zu einem Interview zur Verfügung. Als langjähriger Drummer, verfügt Frank über große Erfahrung, die er als Schlagzeuglehrer an Musikschulen und in eigener Regie an Schlagzeugneulinge und an „alte Hasen“ mit viel Engagement weitergibt.
Quelle: Andreas Keilholz Fotografie Augsburg
KUKI Express: Hallo Frank, danke, dass Du Dir die Zeit nimmst, auf unsere Fragen zu antworten!
KUKI Express: Wie hast Du als Schlagzeuger angefangen? Was hat Dich motiviert?
Man könnte fast behaupten, diese Entscheidung wurde mir abgenommen. Ich bin in der Gastronomie aufgewachsen, meine Eltern betrieben tagsüber ein Cafe und nachts eine Discothek, welche sich unter meinem Kinderzimmer befand. Mir wurden sozusagen die „Beats“ im Schlaf eingehämmert – ob ich wollte oder nicht.
Mit 5 bis 6 Jahren war ich schon ein großer Fan von 80ies HipHop und Funk. Im Prinzip alles was grooved. Pumuckl und Biene Maja Tapes wurden ziemlich früh von „Grandmaster Flash“ oder „ZZ Top“ Scheiben abgelöst. Zudem hatte mein älterer Bruder eine Band, die bei uns im Haus probte, und abgesehen von einigen Schulkameraden die kein Instrument spielten, war ich in meiner Kindheit und Jugend (gefühlt) ausschließlich von Musikern umgeben.
In den ersten Jahren hatte ich einige Instrumente wie Gitarre oder Keyboard ausprobiert, aber ziemlich schnell erkannt, dass ich am Schlagzeug selbständig vorankam, kreativ sein konnte und die Dinge, die mich beim Musikhören begeisterten, schnell umsetzen und selbst reproduzieren konnte. Im Alter von 10 Jahren bekam ich etwas geschenkt, was einem Schlagzeug ähnelte. Eine NewSound Snare und diverse, zum Teil mit Plastiktüten bespannten Trommeln und Bongos, zu einem Gebilde formiert, welches mich damals vorerst glücklich gemacht hatte. Ich schätze meine Eltern hatten bei der Anschaffung nicht mit meiner Entschlossenheit gerechnet. Mit 13 hatte ich dann als jüngstes Mitglied, meine erste Band in der wir eigene Songs (inspiriert von Bands wie „Rush“ oder „Yes“) spielten.
KUKI Express: Wann hast Du entschieden, professionell Schlagzeug zu spielen und das auch zu
lehren?
Zum Leid meiner Eltern war frühzeitig klar, dass ich kein Konditor werden würde, sondern irgend etwas im Bereich Kunst, Kultur oder Musik wählen werde. Während meiner Zeit am Gymnasium, mit circa 16 Jahren, verdiente ich bereits relativ gutes Geld als Tontechniker. So konnte ich mein Equipment nach und nach aufbessern.
Meine Berufswahl war ursprünglich Mediengestalter. Das hatte ich auch in Angriff genommen und begann eine Ausbildung in einem Video Studio, welches damals neben Imagevideos für VIVA und MTV produzierte.
Trotzdem konnte ich es nicht lassen, eine unverbindliche Bewerbung an die Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl zu schicken. Nachdem ich die Aufnahmeprüfung dort bestanden hatte, war klar, dass ich diesen Weg einschlagen werde.
Das Unterrichten empfand ich anfangs eher als finanzielle Notwendigkeit neben dem Job als aktiver Livemusiker. Ich bemerkte aber schnell, dass der analytische Umgang mit den Schülerinnen und Schülern und dem Instrument, meinem eigenen Fortschritt zu Gute kam. Darüber hinaus, freut man sich natürlich, wenn man die Freude an etwas an Andere weitergeben kann.
KUKI Express: Hauptsächlich spielst Du in der Band Skaos. In welchen anderen Bands spielst
Du?
Tatsächlich spiele ich nach wie vor regelmäßig mit Skaos, was mich wirklich freut, und auch etwas stolz macht. Wer kann schon behaupten in einer Band zu spielen, die es bereits seit 40 Jahren gibt, auch wenn ich nicht zu den Gründungsmitgliedern gehöre.
Meine zweite Hauptband in der ich ebenfalls seit vielen Jahren spiele, heißt Grand Slam Funk. Wie der Name vermuten lässt, spielen wir keinen Oberkrainer, sondern Oldschool HipHop und Funk im Stile von Parliament Funkadelic oder George Clinton. Es gibt einige Bands mit denen ich immer wieder spiele, aber hier nicht
aufzählen kann. Eine meiner Lieblingsbands, die ich allerdings aus meiner Vergangenheit nennen möchte, war das Drum&Bass Projekt Motelomat, in dem ich die Ehre hatte, mit meinem damaligen Mitstudenten Benny Greb zusammen zu spielen. Zwei Drumsets, zwei Bassisten, ein Cellist und ein DJ – das hört sich doch heute noch spannend an, oder?
Aktuell spiele ich viele Gala- und Partyjobs in unterschiedlichen Bands, was mir ebenfalls großen Spaß macht, da ich hier durch die Bank mit hochkarätigen Musikern zusammentreffe. Außerdem halten mir diese Jobs finanziell den Rücken für die Bands frei, mit denen ich Festivals oder Clubgigs spiele und wo ich kreativ sein kann.

KUKI Express: Welche Musikstile bedienst Du als Drummer?
Eigentlich alles außer den Extremen: Grindcore und Klangschale…Nein, im Ernst. Ich sehe mich als erfahrener Drummer im Bereich Rock, Funk und Reggae und manchen Stilistiken, die man hier dazurechnen könnte wie Jazz oder Latin. Aber wenn es um Metal, Volksmusik oder Klassik geht, gibt es sicher Kollegen, die das besser abliefern.
KUKI Express: Wirst Du auch als Session Drummer gebucht?
Ja, immer wieder. Da war zum Beispiel Paty Cantu, ein ziemlicher Megastar aus Mexico mit 2 Millionen Followern auf Instagram, hier bin ich bei Gigs in Deutschland eingesprungen. Was relativ aufwendig war, da ich mich auch um passende Hybrid Drumsounds kümmern musste und die komplette Show mit Backing Tracks ablief. Spaß gemacht haben auch die Vertretungsjobs bei Kellerkommando oder Mini Moustache. Oft sind es aber auch Studio Sessions oder Drum Track Aufträge von Musikern und Komponisten, die meine Spielweise mögen und mich deshalb engagieren.
KUKI Express: Wie oft im Jahr bist Du mit Deiner oder Deinen Bands auf Tour?
Richtig lange Touren im klassischen Sinne waren es in der vergangenen Zeit nicht, aber speziell in den Sommermonaten bin ich jedes Wochenende auf Festivals oder Partyveranstaltungen unterwegs.
Im Winter dann eher Clubgigs. Unter der Woche nehme ich außerdem nicht jeden Job an, da zu häufige Unterrichtsverschiebungen nicht nur meine Schüler*innen, sondern auch mich belasten würden.
KUKI Express: In welche Länder haben Dich Deine Auftritte geführt?
Eines des Highlights war bisher die Japan Tournee mit Skaos. Neben häufigen Konzerten in näheren Nachbarländern wie Österreich, Schweiz, Polen oder Tschechien, hat es mich außerdem nach England, Lettland, Finnland und Schweden verschlagen.
KUKI Express: Was hälst Du davon, Drumsolos zu spielen? Ich habe ein Video Deiner Band gesehen, wo Du im Rahmen eines Konzerts in Dornbirn, Österreich gesehen, wo Du eines gespielt hast.
Ist die Zeit der langen Drumsoli vorbei?
Da ich bisher überwiegend in Bands gespielt habe, bei denen Party und Tanzen im Vordergrund stand, fand ich ein ausgedehntes Drumsolo im klassischen Sinne meistens fehl am Platz. Ein groovebasiertes Solo über Kicks oder einem DJ Loop gab es bei Grand Slam aber immer. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich das heute bei Konzerten geändert hat. Wenn es in die Show passt, finde ich schon, dass ein Feature des Drummers dazugehört.
KUKI Express: Stichwort Lampenfieber, Aufregung vor den Gigs: wie gehst Du damit um?
Hättest Du Tipps für unsere Leser, wie man damit am besten umgeht?
Lampenfieber ist eine Sache, die bei Konzerten dazugehört. Wenn es nicht kribbelt, kann man es auch sein lassen. Ich denke hinter Lampenfieber verbergen sich unterbewusste Versagensängste.
„Ist meine Technik gut genug“, „habe ich genug Power“, „kenne ich die Songs genau“ usw.
Daher nehme ich mir immer Zeit für einen entspannten Technik WarmUp und ein paar Übungen um den Kreislauf anzukurbeln. Wenn es der Backstagebereich hergibt, nehme ich mir dafür am liebsten ein paar Minuten für mich alleine.
KUKI Express: Stichwort Equipment: Hast Du ein Endorsement von einer oder mehreren Firmen?
Ich hatte über die Jahre verschiedene kleinere Endorsements und stand auch auf deren Artist Seiten. Dadurch konnte ich einiges an Geld sparen, allerdings habe ich nie einen wirklichen Exklusivdeal unterschrieben, deshalb würde ich an dieser Stelle auch keine konkreten Namen nennen.
KUKI Express: Für unsere Leser, bitte beschreibe das oder die Sets die Du für Deine verschiedenen Einsätze verwendest.
Das ist relativ einfach. Ich spiele am liebsten 4 teilige Sets in 20“,10“,14“ und Snare. Je nach Bühnengröße nehme ich evtl. eine 18“ Bassdrum mit. Eine 22er und ein 16“ Floortom verwende ich gelegentlich im Studio.

KUKI Express: Was hat Dich motiviert, Schlagzeugunterricht zu geben?
Das Unterrichten empfand ich anfangs eher als finanzielle Notwendigkeit neben dem Job als aktiver Livemusiker. Ich bemerkte aber schnell, dass der analytische Umgang mit den Schülerinnen und Schülern und dem Instrument, meinem eigenen Fortschritt zu Gute kam. Darüber hinaus, freut man sich natürlich, wenn man die Freude an etwas an Andere weitergeben kann.
KUKI Express: Wann hast Du angefangen, Schlagzeugunterricht zu geben?
Während der Ausbildung an der Berufsfachschule. Da war ich etwa 21.
KUKI Express: Welche Altersgruppen von Drummer:innen schulst Du am Schlagzeug?
Von 6 bis 66.
KUKI Express: Was sind die Hauptherausforderungen, mit denen Du ständig während Deiner Lehrtätigkeit konfrontiert bist?
Die Songauswahl. Technische und musikalische Inhalte die ich vermitteln möchte, sollten natürlich den stilistischen Geschmack der Schüler:innen treffen. Diese Recherche nimmt einen großen Teil meiner Unterrichtsvorbereitung ein.
KUKI Express: Wie bekommst Du Feedback von Deinen Schülern:innen? Wenn Du merkst, dass sie/er ihre/seine „Hausaufgaben“ gemacht hat, die neuen Beats/Fills fehlerfrei vorspielen kann?
Wenn jemand viel übt, hört man das natürlich sofort, aber ich nehme mir auch Zeit für Feedbackgespräche. Oft zeigen sich die Erfolge der Schüler:innen eher bei Konzerten, in der Schulband oder Zuhause.
KUKI Express: Ich als Dein Schüler habe bewundernd bemerkt, dass Du viele „Eselsbrücken“ parat hast, um neue Bewegungsabläufe für schwierige Beats oder Fills für mich zu erschließen.
Hattest Du eine extra Ausbildung als Lehrer?
Ja, die hatte ich. Allerdings sind es eher pädagogische Grundregeln wie Körpersprache, rhetorisches Timing oder der Kernsatz „love your student“, die ich aus der Ausbildung mitgenommen habe.
Inhaltliche Themen oder persönliche Tipps erarbeite ich von Woche zu Woche für jede/n Schüler/in individuell – was den Job auch nach vielen Jahren interessant macht.
KUKI Express: Was würdest Du Anfängern:innen empfehlen, die mit dem Schlagzeugspielen anfangen möchten? Wie sollten die anfangen?
Sobald die Grundkenntnisse, wie Haltung, Aufbau und elementare Bewegungsabläufe klar sind – was durch einen Lehrer oder Youtube geschehen kann – erreicht man den schnellsten Fortschritt durch Ausprobieren, analytisches Musikhören und Beobachtung anderer Schlagzeuger.
KUKI Express: Welche Übungsroutinen empfiehlst Du Anfängern:innen?
Das hängt von der Zielsetzung ab, deshalb kann ich das nicht pauschal beantworten.
KUKI Express: Diese Frage ist nicht nur für die Anfängern:innen: was würdest Du empfehlen, wenn wir als Schlagzeuger in ein Motivationsloch fallen, wenn nichts klappen will, wenn wir keinen Fortschritt in unserem Spielen sehen?
Fortschritte erfolgen immer in Wellen, das ist völlig normal. Wenn man mal nicht weiterkommt oder sogar das Gefühl hat Rückschritte zu machen, hilft es nur dranzubleiben oder sich evtl. einem anderen Thema zu widmen… bei der nächsten Welle geht es wieder aufwärts, vielleicht auch erst bei der übernächsten.
KUKI Express: Zu welchem Ausgangsequipment würdest Du Anfängern:innen raten, wenn sie anfangen?
Ein Standard-Drumset mit 3 Toms und einer 20 Zoll Bassdrum, aber wo die Equipment-Reise hingeht, ist jedem selbst überlassen.
KUKI Express: Frank, vielen Dank für das Interview und für die vielen Tipps, die Du mit uns geteilt hast!
Das Interview führte Udo Smidt vom KUKI Express.
Links:
https://frankholderied.com/
https://skaos.de/
https://downtown-music.de/