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DrumTech’s Corner mit Schlagzeugdoktor Hebbe: Sonor Teardrop

Drums

Aktuelle Musik auf alten Instrumenten zu spielen, erfreut sich großer Beliebtheit. Eine absolute Vintagelegende unter Drumsätzen sind die Teardrop Drumsets von Sonor.

Neben den einschlägig bekannten Herstellern aus den Vereinigten Staaten oder England steigen erfreulicherweise immer mehr deutsche Fertigungen wieder zunehmend in der Gunst der Musiker. Im Bereich Schlagwerk gibt es mehrere Trends zu nennen, die das Thema Vintage aufleben lassen. In den 60er-Jahren produzierte der deutsche Hersteller Sonor mit dem Teardrop Drumset tolle Serien, die auch heute noch ihre Liebhaber finden und bestechen.

Der Begriff: Als Teardrop bezeichnet man Drums mit sogenannten „Tropfen-Böckchen“.
Das war für Sonor seinerzeit ein Alleinstellungsmerkmal und ist auch heute noch klar wiederzuerkennen. Die markanten Kesselspannböckchen in Tropfenform gaben dieser Baureihe ihren Namen. Der Begriff „Teardrop“ ist also weniger als offizielle Bezeichnung seitens des Herstellers zu verstehen, sondern wurde vielmehr durch die Szene selbst geprägt. Heute ist der Begriff als Markenzeichen dieser besonderen Baureihen fest etabliert.

Die Historie: Für uns Drummer sind die Jahre 1959 bis 1966 interessant. In dieser Zeit entstanden in Bad Berleburg diese besonderen Serien, die bis heute einen exzellenten Ruf genießen.
Sonor fertigte die Kessel komplett selbst, was eine hohe Qualität gewährleistete. Alle wesentlichen Bestandteile wie Böckchen, Spannreifen und Abhebungen wurden ebenfalls in Deutschland produziert. Auch wenn damals die Produktionsstätten noch vergleichsweise klein waren, so legte Sonor höchsten Wert auf Präzision und Klang. Es entstanden Instrumente, die sich auch international schnell einen Namen machten. Nicht umsonst spielten u. a. Jaki Liebezeit (Can) oder Bernard „Pretty“ Purdie auf diesen Sets.

Die Modelle: Neben den Standardkesseln aus Buche fertigte Sonor auch Exoten wie Mahagoni oder Esche. Auch Sonderanfertigungen waren möglich.
Die Trommeln zeichnen sich durch eine mittlere bis dünne Wandstärke aus. Zusammen mit der Gratkante und den besonderen Spannreifen ergibt das den charakteristischen warmen, offenen Sound dieser Sets.

Neben den Standardsätzen mit 20″ oder 22″ Bassdrum wurden auch kleinere Sets mit 18″ Bassdrum gebaut, die für Jazz und kleinere Clubs ideal waren. Dazu kamen verschiedene Snaredrums – von 12″ Piccolo bis zu 14″ x 6,5″. Insbesondere die „D471“ gilt als absoluter Klassiker.

Die Besonderheit: Die Teardrops haben ein sehr individuelles, warmes Klangspektrum, das heute vor allem von Vintage-Liebhabern geschätzt wird. Die Snaredrums besitzen oft ein sensibles, feines Ansprechverhalten. Auch optisch sind die Sets echte Schmuckstücke: von Sparkle-Finishes über Perloid bis hin zu edlen Holzfurnieren.

Fazit: Wer sich auf das Abenteuer Vintage einlässt, bekommt Instrumente, die sich von der Masse abheben. Natürlich sind die Teardrops nicht mit modernen High-End-Sets zu vergleichen, aber gerade dieser spezielle Charakter macht sie so besonders. Für Studioarbeit, Jazz und Vintage-Rock sind sie nach wie vor eine absolute Empfehlung.

1964er Chicago Outfit in Schwarz-weiß-Perloid mit Bongos und originalem und komplettem Hardwaresatz
Hebbe Heim Der Snareklassiker im Teardrop-Programm – D444 von 1969 mit nahtlos gezogenem Stahlkessel
Das psychedelische Multibrillant-Finish gab es in verschiedenen Farben, hier in Gold (mit Blitz fotografiert, um die Tiefenwirkung zu illustrieren
Die dreifach geflanschten, nach innen gebördelten Spannreifen haben einen großen Anteil am typischen Sound der Teardrops.
Hebbe Heim Sammlung von Holzsnares aus der Zeit von 1959 bis 1968
Mit steigender Lautstärke auf den Bühnen wurden durchsetzungsfähigere Trommeln benötigt. Die 6 mm starken Kessel wurden bis in die 1980er-Jahre gebaut und auch für spätere Trommelserien wie Swinger oder Champion verwendet.
Die dreilagigen, dünnen und superleichten Buchekessel mit Verstärkungsringen und runder Gratung wurden bis 1964 verwendet.

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