Joe (Jochen Cantner)

Konzertbericht: Die unbesiegbaren The Creeping Candies – 40 Jahre Independence!

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Über dieses sensationelle Ereignis wird schon seit geraumer Zeit auf den einschlägigen Newsportalen und somit landauf landab berichtet, insofern ist wohl vieles bekannt. Da kann man lesen, dass The Creeping Candies dieses Jahr ihr 40-jähriges Bandjubiläum feiern, dass sie dazu im August ihr neues Album „Invincible“ mit zehn Songs aufgenommen haben und sie mit diesem kraftstrotzenden Titel voll Stolz und Freude verdeutlichen, zu den letzten aktiven und vitalen Vertretern des deutschen Gitarrenundergrounds der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zu zählen. Das Album gibt es für Nostalgiker auf CD und limitiert auf Vinyl, andererseits werden ausgewählte Songs aus 40 Jahren Bandgeschichte im Monatsrhythmus auf den gängigen Streaming-Plattformen veröffentlicht, die Hardcore-Fans finden dazu im „Candies Shop“ die passenden Klamotten. Dies alles ist erhältlich über die stylische Webseite der einstigen Garagenband, die sich konsequent in die Neuzeit weiterentwickelt hat. Auch die dazugehörige Konzertreihe wurde begonnen, und zwar bereits im verblassten Sommer im Augsburger Brunnenhof mit dem Release-Konzert für das neue Album.

Neu hingegen ist, dass nun auch der Relaunch von KUKI Express berichtet – das vor kurzem gestartete Online-Magazin für alles, was die Musikszene Augsburgs bewegt! Und ebenso mein Debüt als Mitglied des dazugehörigen Redaktionsteams. Daher zunächst ein paar Worte über mich: Man nennt mich Joe, ich bin ähnlich alt oder – positiv ausgedrückt – lebenserfahren wie die (Anfangs-)Bandmitglieder der Creeping Candies, beschäftige mich ebenfalls seit den frühen 80ern leidenschaftlich mit Gitarrenmusik, spielte dabei selbst in einigen unbedeutenden Bands und Session-Formationen, lasse daher lieber und gerne Begabtere in die Saiten greifen und schreibe stattdessen seit etlichen Jahren anlassbedingt und in unregelmäßigen Abständen Konzertkritiken und andere Veranstaltungsberichte, so insbesondere für die Neue Szene Augsburg. Mein „Chef“ und Jugendfreund Danny Anzaldua von der Szene hat mir nun Freiraum gegönnt, auch anderweitig zu publizieren. Und so möchte ich an dieser Stelle über den Auftritt der Creeping Candies vom vergangenen Samstag (25.10.2025) im Bombig – Bar & Garage, dem Hauslokal von KUKI, informieren.

Gemäß Programm stand ein außergewöhnliches Konzert-Triple an: Neben den legendären The Creeping Candies und The Razorblades, einer der besten Surf Punk Bands Deutschlands, erwartet das Publikum eine Lesung aus dem Buch „Vierspur, Kleber & Gitarrenkrach“. Als ich am Frühabend das Bombig betrat, war noch angenehm wenig los, so dass ich in Ruhe die Bühnenausstattung mit den Instrumenten, Amps und Tretpedalen sowie einem Lesepult inspizieren konnte, und auch die schmucke Merchandising-Ecke mit den avisierten Platten, CDs und T-Shirts fiel angenehm auf.

Ich holte mir ein Bier und entdeckte an den Stehtischen einen speziellen Gag, dort wurden in Schälchen Fruchtkaubonbons als Appetithäppchen dargeboten, also die bekannten Plombenzieher aus der Kindheit respektive kontextspezifisch „gruselige Süßigkeiten“, also ein leckeres Entree mit Dejavu-Effekt!

Candies von den Candies

Mit der Ruhe und dem großen Kauen war es dann vorbei, als The Creeping Candies einliefen, die da sind im aktuellen Line-up Christian „Hölle“ Höllriegel (Gesang, Gitarre), Sebastian Kochs (Gitarre, Gesang), Johann „Pulle“ Pupeter (Bass, Gesang) und Axel W. Grünthaler (Drums). Das Bombig füllte sich im Nu und bald begrüßte Hölle das erwartungsfrohe Publikum.

Begonnen wurde mit der Lesung von Buchautor und Musikjournalist Martin Schmidt aus Wiesbaden. Das Buch erzählt die Geschichte der Independence-Szene in Deutschland und von „Indie-Bands“ wie Ferryboat Bill, Well Well Well, Fenton Weills, Multicoloured Shades, den Creeping Candies und vielen anderen. In den Leseproben gab Martin Schmidt, auch selbst erfahrener Musiker, interessante Erinnerungen und Einblicke in eine lebendige Undergroundszene, die ab Mitte der 80er abseits der Hitparaden und Mainstreampresse stattfand. Es war eine eigene Welt, in der mit aus heutiger Sicht einfachsten Mitteln laboriert wurde, also maximal Vierspurtonband für Demoaufnahmen, dem bekannten Pritt-Stift fürs Redaktionslayout und oftmals amateurhafter Gitarrenkunst mit wenig Effekten und Kniffen, eben eine Kombination aus Improvisation, Leidenschaft und Idealismus! Aufgelockert wurde die Lesung mit einigen prägnanten Soundbeispielen, die Martin mit Gitarre und Sampler vortrug.

Und dann kam das Original, unter großem Jubel betraten die Creeping Candies die Bühne! Es gab ein buntes Potpourri ihrer Musik, wobei natürlich die Songs von „Invincible“ dominierten, auch Zugaben durften nicht fehlen. Die Candies traten wie gewohnt elastisch und lässig auf, optisch nach wie vor jung und drahtig geblieben, von Lesebrillen einmal abgesehen, sprich: Es war eine große Freude!

Nach einer Abkühlpause kam schließlich der dritte Akt zum Einsatz, die Razorblades aus Wiesbaden, bestehend aus Rob Razorblade (guitar, vocals), Randy Razorblade (bass, vocals) und Ronnie Razorblade (drums, vocals). Dabei gab es ein Wiedersehen mit dem Vorleser Martin Schmidt, hier als Alter Ego „Rob“ wieder an der Gitarre! Und sie spielten und lebten ihren „Surfpunk Deluxe“ aus, so dass nahezu kein scharfes Foto gelang …

Fazit: Ein gelungener Konzertabend! Er bereitete Vergnügen, und bei manchen wohl auch etwas Wehmut.

More, more, more …
Wer mehr über The Creeping Candies erfahren möchte, und dies aus erster Hand, sei verwiesen auf: https://creeping-candies.de/
Interessant ist auch der Interview-Beitrag „Invincible – The Creeping Candies feiern ihr 40-jähriges Bandjubiläum“ von Walter Sianos in Ausgabe 9/2025 von Neue Szene Augsburg, verfügbar unter: https://www.yumpu.com/de/document/view/70732093/epaper-2025-09 (hier: S. 40/41)
Mehr zum Buch „Vierspur, Kleber & Gitarrenkrach“ von Martin Schmidt unter: https://www.flight13.com/martin-schmidt-vierspur-kleber-und-gitarrenkrach-papier/103327
Und Genaueres zu The Razorblades unter: https://therazorblades.de/

Text und Fotos: Joe (Jochen Cantner)

1 thought on “Konzertbericht: Die unbesiegbaren The Creeping Candies – 40 Jahre Independence!

  1. Bravo! Dufte geschrieben! Nur beim phantstischen Creeping Candie Sebastian Kochs (Gitarre, Gesang) wurde der Spitzname „Lippe“ übersehen. Trotzdem: toller Artikel und ja, ich wäre gerne dabei gewesen.
    Gruß HaPe

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