40 Jahre selbstverwaltete Rockmusik

KUKI e.V.

Es ist sicherlich außergewöhnlich, wenn einer zur 40jährigen Geburtstagsfeier eine Laudatio schreibt und dann erst einmal die Wahrheit über das Geburtstagskind verbreiten muss: „Sorry, aber das Ding ist älter, als es Euch bisher erzählt hat!“

Genau genommen begann nämlich alles viel früher. Ende der 70er-Jahre war Augsburg nicht gerade gesegnet mit Auftrittsmöglichkeiten, und Rockbands waren stets auf der Suche nach Räumlichkeiten, in denen sie ihrer Leidenschaft nachgehen konnten und den Amp auch mal so weit aufdrehen konnten, dass der Gitarrist mit der natürlichen Lautstärke der Drums konkurrieren konnte. Solche Räume waren Mangelware, wenn man nicht gerade wohlhabende Eltern hatte, die eine alleinstehende Villa besaßen und eine Rockband im Keller duldeten.

Aus dieser Not heraus trafen sich vor 42 Jahren (!), am 12. Februar 1980, die Vertreter von 12 Augsburger Bands im „Thing“ und gründeten den Verein MIAU („Musik in Augsburg und Umgebung“). Zielsetzung: Konzerte zu veranstalten, der Rockmusik in Augsburg einen Platz (im Kulturleben) zu erkämpfen und ihren Protagonisten endlich die nötigen Räumlichkeiten zu organisieren, damit sie ihrer Leidenschaft ungehemmt nachgehen konnten.

Was die Übungsräume betraf, spielte der Zufall dem neuen Verein in die Karten: In der Druckerei, die über dem Kitzenmarkt ihre Produkte druckte, war der damalige Schriftführer Jürgen Gebhardt, uns allen eher als Gebi bekannt, in seinem ursprünglichen Job als Grafiker Kunde und dort begegnete er zufällig einem gewissen Herman Fendt, Diplomingenieur und Bauunternehmer, dem die Räume unter dem Kitzenmarkt gehörten. Herr Fendt konnte vom Vorsitzenden Klaus Fiedler für die Idee gewonnen werden, diese als Übungsräume für einen günstigen Preis zur Verfügung zu stellen, er ließ den Lastaufzug (inkl. Lastenrampe) installieren und baute Belüftungen ein – auf diese Weise entstanden die ersten elf Übungsräume, in denen 19 Augsburger Bands untergebracht wurden.

Da für das Mietverhältnis auch die Satzung angeglichen werden musste und Herr Fendt den Wunsch äußerte, dass die Location „Kitzenmarkt“ im Vereinsnamen seine Anerkennung finden sollte, begann nach dem Einzug der Bands 1981/82 die „Geburtsstunde“ von Kuki („Kultur im KItzenmarkt“ – somit war auch dem Namenswunsch genüge getan).

Dass Rockmusiker nicht gerade die engagiertesten Bürokraten sind, wissen wir alle, und so dauerten Satzungsdiskussionen, Mitgliederversammlungen mit entsprechenden Beschlüssen etc. bis hin zur Eintragung ins Vereinsregister unter dem Namen „Kuki e. V.“ bis zum Jahr 1984 (das Datum, das auf der Homepage steht und für die 30-Jahr-Feier als Orientierung diente). Korrekt ist dies nicht, denn der Verein, der sich – laut Satzung – als leistungsfähige Plattform für Musikkultur, als Ansprechpartner für Veranstalter und öffentliche bzw. kulturelle Träger versteht und die Augsburger Kulturszene belebt, hat seinen Ursprung in der Vereinsgründung 1980! Wenn wir also im Jahr 2022 das 40-Jährige feiern, ist dies sicherlich ein guter Kompromiss. Und: Kuki als Erfolgsprojekt zu feiern, braucht keinen offiziellen Eintrag ins Vereinsregister – ein Blick auf die erfolgreiche Bilanz der Veränderungen in der „Kulturstadt“ Augsburg spricht Bände. Nach seiner Gründung bot der Verein 19 Musikgruppen ein Zuhause – heute sind es über 200 Bands, Tonstudios und Unterrichtsräume.

Nun gab es zwar die ersten Übungsräume, aber damit auch eine enorme finanzielle Belastung: 27.000,- DM mussten jährlich an Miete vom Verein aufgebracht werden. Und Kuki wollte ja auch nicht nur ein Mieterverein sein. Die Protokolle der Vereinsversammlungen listen Pläne auf, wie die Beschaffung einer Gemeinschafts-PA und die Durchführung von Veranstaltungen (beispielsweise monatliche Konzerte in der Kresslesmühle, diverse Festivals und OpenAirs, die Beteiligung an „Der Kongreß rockt“ und „Rock am Roten Tor“). Kuki wollte das kulturelle Leben in der Stadt bereichern. Ein protokollierter Vorschlag war die Idee, zukünftig Rockbands bei offiziellen Veranstaltungen der Stadt auftreten zu lassen, ähnlich wie „Blaskapellen, die wesentlich stärker unterstützt werden, aber weniger Anteil haben“.

Die Repräsentanten der Stadt waren von dieser Idee nicht so begeistert (es blieb lange bei Blaskapellen und Streicherquintetten). Überhaupt war die Rolle, welche die Rockmusik in der Stadt spielen sollte und könnte, anfangs sehr umstritten.

Die ersten Gespräche des Vereinsvorstands mit dem Kulturreferenten Ludwig Kotter wurden von beiden Seiten als sehr anregend und informativ beschrieben. Dr. Kotter wurde von einem Kuki-Mitglied als „völlig freundlich und konziliant“ beschrieben, doch als er nach 30-minütigem Zuhören seine Begeisterung für das Vereinsprojekt bekundet hatte, ergänzte er noch, dass er leider nicht zuständig sei. Er sei Kulturreferent und Rockmusik sei Subkultur.

Trotzdem gab es je 1.000,- DM Zuschuss für die ersten beiden Jahre, aber keine andere Einschätzung über den Anteil an Kultur bei Rockmusik. Dies änderte sich erst im Zusammenhang mit zwei Ereignissen:

Im Jahr 1985, anlässlich der 2.000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg, schaffte es Kuki mit 2.000 Minuten pausenloser Rockmusik ins Guinness-Buch der Rekorde. Dieser Rekord wiederum brachte dem Vereinsvorstand eine Einladung in die damals sehr populäre BR-Abendsendung „Live aus dem Alabama“. Gebi, inzwischen Vorsitzender des Vereins, ließ damals so nachdrücklich seine Wut und Enttäuschung über die fehlende Förderung durch die Stadt raus, dass es wohl auch in deren Verwaltung und bei den Referenten ankam. Ein Zuschuss von 5.000,- DM wurde möglich, von dem Kuki die lange geplante PA kaufen konnte.

Die Entwicklung von Kuki von seinen ersten Stunden bis zu dem, was der Verein heute darstellt, könnte noch viele Spalten des COOKIE EXPREES füllen (vielleicht kommt das auch noch in folgenden Ausgaben). Doch zum Jubiläum ist das erstmal genug.

Enden möchte ich mit einem Zitat von Werner G. Lengenfelder auf die Frage, warum er sich als Nicht-Musiker damals für MIAU engagiert hatte: „Es muss nicht jeder Musiker in die TOP 10 oder ein Konzert im Olympiastadion geben“, aber die Möglichkeit sein Hobby auszuleben und kreativ zu sein, sollte immer gegeben sein!

Keep rocking!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert