KUKI – 40 Jahre Rock’n’Roll-Family

Bands & Leute Konzerte KUKI e.V.

Dass es sich bei der 40-Jahr-Feier vom KUKI e.V. nicht um ein normales Festival, sondern um eine große Party der Rock’n’Roll-Family handelte, konnte man bereits am Vormittag erahnen, als die Bands ihr Equipment zum Spectrum anlieferten: Während ein Gitarrist Anfang zwanzig seine E-Gitarre in den Line-up-Verstärker einstöpselte und die Kraft des Röhrenverstärkers testete, verkabelte ein anderer, deutlich Älterer mit spärlichem grauen Haar, das im Nacken aber zu einem beachtlichen Zopf anwuchs, die Monitoranlage. Gleichzeitig lief ein Vorschulkind zwischen den Bistrotischen umher und ich kann nicht sagen, ob es mit seinem Vater, Großvater oder gar … hierher geraten war.

Auf jeden Fall war bereits der Aufbau mit einer guten Stimmung gesegnet und während diverser Soundchecks rauchten die gerade nicht geforderten Musiker neben der seitlich geöffneten Saaltür des Spectrums ihre Zigaretten, tranken ein Radler („fürs Bier ist’s noch zu früh“) oder freuten sich darauf, Kollegengesichter wiederzusehen, die sie lange nicht mehr getroffen hatten. „Und das,“ bemerkte einer, „obwohl unser Übungsraum nur zwei Türen von eurem entfernt ist!“

Der Übergang zum Konzert in dieser familiären Laune konnte man daran erkennen, dass die Seitentür geschlossen wurde und die erste Band des Abends, Jackk (mit zwei „k“), Songs nicht nur anspielten, sondern in Gänze ihre Coverversionen wiedergaben und das anwesende Publikum Beifall spendete.

Derweil kamen auch die beiden „Laudatoren“ im Spectrum an, der Kulturreferent der Stadt Augsburg, Jürgen Enninger, und Bernd Schweinar, Bayerischer Rockintendant und Leiter des Rock.Büro SÜD. Bevor Bernd Schweinar auch nur eine Begrüßung über sich ergehen lassen konnte, blieb er vor der Bühne stehen und mit Blick auf die Bassistin von Jackk murmelte er anerkennend: „Das ist also die Suzi Quadro von Augsburg.“

Doch Augsburg hat – wenn ich das so aufgreifen darf – nicht nur eine Suzi Quadro, sondern auch den „Pop-Papst“ in Persona von Werner G. Lengenfelder. Dieser ist den Augsburgern bekannt als Musikredakteur der „Augsburger Allgemeinen“, der dann zum Lokalradio wechselte und sich bei RT1 stark machte für ein Sendeformat mit regionalen Bands. Als er später als Berater für verschiedene Hörfunksender und als Mitarbeiter für den MDR tätig war, bekam er den Beinamen „Pop-Papst“. 1982 war er in seiner Funktion als Kulturjournalist (und aus Überzeugung) bei der Gründung von KUKI dabei und fühlt sich nach wie vor mit KUKI verbunden.

Er ließ es sich nicht nehmen, bei der Feier die Anmoderation zu übernehmen und dabei einen (Rück-)Blick auf die 40 Jahre des Vereins zu werfen. Und obwohl Werner nie ein Musiker in einer Augsburger Rockband war, malte er ein schönes Bild davon, was eine Rock’n’Roll-Family ausmacht: „Die gemeinsamen Erlebnisse im Proberaum und auf einer noch so kleinen Bühne – die sind entscheidend. Das Zusammenraufen, pünktlich und unpünktlich sein bei den Proben, diskutieren über Songs und Arrangements, streiten darüber, wer den Übungsraum nach dem Gelage wieder nicht ordentlich aufgeräumt hat. (…) Die Gemeinschaft und die Freude an der schönsten Nebensache der Welt, der Musik, ist entscheidend.“ Und dabei merkte er noch an, dass „nicht jeder Musiker in die TOP 10“ gelangen kann – leider.

Doch beim Fest ging es weniger um die Top 10, es gab keine Konkurrenz, sondern viel Spaß und gute Laune, egal ob beim Blues (der ja eher etwas melancholischer daherkommt) von Black Cat Blues oder beim Kneipenrock (nomen est omen) von Voxi und die Zechpreller, deren Ramona-Songtextzeile „die Nacht war so kurz wie der Rock von Ramona“ (auf Augsburgs legendärer 2000-Töne-LP vertreten) im Saal lautstark mitgegrölt wurde. Gute Stimmung halt.

Zwischen Black Cat Blues und den Voxis gab es dann noch etwas Lobreden und Politik: Mit unserem Vorsitzenden des Vereins, Oli „ShitstrØm“ Ganser, gingen die beiden Laudatoren auf die Bühne und Laudator war auch die richtige Bezeichnung für beide, denn ihre Sicht auf die Arbeit von unserem Verein war durchgehend positiv. Jürgen Enninger, der Kulturreferent, sagte, dass KUKI „das Beste repräsentiert, was die Rockkultur in Augsburg zu bieten habe“. Er wolle, so der Kulturreferent, nicht alles selbst machen, sondern KUKI dabei unterstützen, dass sie selbst „ihr Ding“ machen können.

Diese Anerkennung selbstverwalteter Rockmusik, die Bernd Schweinar, der bayerische Rockintendant und Leiter des Rock.Büro SÜD, nur zu gerne aufgriff. In seiner Rede betonte er die Wichtigkeit, dass ein Verein wie KUKI selbstbestimmt und frei handeln können muss. Ihm von der Politik Geld anzuvertrauen, das selbstverwaltet in die Kulturarbeit „multipliziert“ wird, sei ein Zeichen von Wertschätzung und Vertrauen. Eine Unterstützung, so Schweinar, brauche keine Kontrolle, maximal einen Leistungsnachweis. Nur so könne sich die Kreativität in der freien Szene bestmöglich entfalten. Und um dies zu belegen, bezog sich der Rockintendant auf die vielfältigen Erfahrungen, die er in 20 Jahren Rockintendanz in Bayern gesammelt hatte.

Enninger hörte Schweinar interessiert zu und wirkte keine Sekunde so, als ob er dies anders sehen würde. Zumindest ließ er sich nichts anmerken. Nach dem kurzen Ausflug in die Realität der freien Szene blieb die Stimmung unverändert launig. Jürgen Enninger und Bernd Schweinar zogen sich die beiden „KUKI – 40 Jahre loud and proud“-T-Shirts an und feierten noch eine Zeitlang mit der Family. Tranken ein alkoholfreies Getränk und posierten mit dem Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten im Stadtrat, Florian Freund, und der linken Stadträtin Christine Wilholm, die begeistert gemeinsam an der Feier teilnahmen. Wilholm erzählte dabei, dass sie sich schon als Kind in den Übungsräumen am Kitzenmarkt herumgetrieben hatte und für damals und heute gelten würde: „Das kulturelle Leben in Augsburg wäre ein Riesenstück ärmer ohne die freie Szene und KUKI!“

Wie vielfältig der Verein zumindest in Sachen Musik ist, zeigte sich an diesem Nachmittag/Abend immer wieder: Im Publikum, in dem sich Vereinsmitglieder und Gäste bunt vermischten, waren Musikrentner mit langen grauen Haaren ebenso präsent wie Teenager und zwischendrin Mid-Ager und kleine Kinder, die zum Schutz vor lauter Musik Ohrenstöpsel oder Kopfhörer trugen.

Das Programm war bewusst so bunt zusammengestellt, um die Bandbreite der Musik zu zeigen, die von den KUKI-Mitgliedern in über 200 Bands gemacht wird. Als KUKI 1982, vor eben 40 Jahren gegründet wurde, waren es lediglich 19 Augsburger Bands, die Mitglieder waren. Schon diese Zahlen machen den Erfolg des Vereins deutlich, der in seiner Geschichte das kulturelle Leben in Augsburg auf vielfache Weise bereichert hat.

Den Blues, dem sich die Black Cat Bluesband verschrieben hat, gab es schon 30 Jahre vor KUKI. AENEAS, die als letzte Band des Abends auftraten, repräsentierten den aktuell angesagten Sound abseits des Kommerz-Mainstreams und haben schon 2 CDs auf den Markt gebracht (u. a. im „EMPIRE – Magazin für anspruchsvolle Rockmusik“ sehr positiv besprochen). Noch sind sie keine Vollprofis, aber sie zeigen, dass bei KUKI alles vertreten ist: von der Hobby-Freizeit-Band bis hin zu denen, die ambitioniert noch die Profi-Bühne erklimmen wollen.

Es ging von extrem hart und laut von der Heavy-Deutsch-Punk-Band „Sprachrohr“ bis hin zu Jens Rupp und den „Klinikbarden“, die unverstärkt in den Umbaupausen im Foyer ihr Kinderlieder-Repertoire zum Besten gaben, mit dem sie sonst im Kinderklinikum kranken Kindern eine Freude bereiten.

Basanostra als etablierte Coverband repräsentierte die handgemachte, aber elektronisch verstärkte Variante. Navigator Grau (mit SciFi Dark Pop) und Mental Season (Progressiver Melodic Rock) zeigten, wie man mit technischen Mitteln den Sound aufpeppen und erweitern kann.

Gegen 22:45 Uhr war es dann vorbei und Oli „ShitstrØm“ Ganser, der 1. Vorstand des Vereins, schloss den Abend mit den Worten: „Wir sind eine große Familie und ich bin stolz darauf, ein Teil von ihr zu sein!“

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