Am 15. Oktober fand eine Pressekonferenz im Bombig statt, die das Release der 1. Single dieser Reihe bekannt gab.
Die Idee zu dieser Reihe kam mir, als ich mit meinem Freund Daniel Vazquez wieder einmal akustisch jammte und wir kreuz und quer durch Bluegrass-Standards zumbelten. Dani ist nicht nur ein begnadeter Gitarrist – sowohl akustisch als auch mit seinem unerreichten Teleschwert – sondern auch ein Banjospieler von Weltklasse. Und so landeten wir irgendwann bei „Home sweet home“, einem Bluegrassklassiker. Und die Melodie trifft und macht was mit mir. Außerdem ist die Ähnlichkeit mit „Muss i denn“ verblüffend. Etwa zeitgleich erschienen zahlreiche Publikationen zum Thema „Entwertung der Musik“ und dem Zwang, sich der Stampede der Baitclicker von Spotify anzuschließen. Die Schlagzeile in der AZ „Es gibt keine Ohrwürmer mehr“ war dann der Zündfunke.
Die Ohrwürmer gibt es nämlich und sie sind nicht umsonst „Volkslieder“. Sie verfügen über eine eingängige Melodie, die mit dem Text leicht zu merken ist und emotional bewegt. Fast alle!!!
Volkslieder handeln vom Abschied aus der Heimat oder dem Vaterland und wurden als kulturelles Mitbringsel in das Zielland der Migration eingebracht. So ist „Oh Tannenbaum“ als Nationalhymne von Maryland in USA gelandet. Und Daniels erstes Lied in Argentinien auf der Gitarre als Stöps war „Lang lang ist´s her“.
Selbstverständlich war mir die Problematik bewusst, weil „Volkslied“ und der NS-Begriff „völkisch“ artverwandt sind und deshalb die Begriffe „Volk, Heimat, Vaterland“ diskreditiert sind. Denn „völkisch“ bedeutet nun mal Ausgrenzung anderer. Um diese Vorurteile gar nicht erst aufkommen zu lassen, musste ich das Projekt international aufstellen. Dass es „Weltklasse“ werden musste, war klar. Wir mussten also die Volkslieder entnazifizieren und ihre Schönheit präsentieren ohne die Uniform und den 1,2,3 Marschtritt.
Die Lösung: Bluegrass-Style! Mark Stoffel (Mando, Geige), Wil Maring (Voice), Dakota Holden (Dobro), Robert Bowlin (Upright Bass) und natürlich mein Daniel (Gitarre, Banjo) würden das Niveau garantieren. Und ich wollte unbedingt diese rotzfreche klare Stimme für „Muss i denn“: Gaby Weihmayer. Was das Mädl abgeliefert hat, davon kann man nur träumen. Doch wie bei den Beatles braucht es den einen, der die Technik, den Sound und das Psychoklavier kann: den „Sir“ Lotti Reinhard Heß mit seiner Studiotechnik in der Gubener Straße, dem Übungsraum von Clemens, Kraimers, Freewheelin Franklin und den Reggae Brothers. Und darüber proben Basanostra und Label Z. Da fühle ich mich auch „dahoam“.
Damit waren „all ducks in a row“. Daniel arrangierte, die Monitortracks gingen in die USA, die Ergebnisse durchliefen meine Qualitätskontrolle und wurden durch Lotti zusammengeführt und veredelt.
Das Ergebnis ist einfach unbeschreiblich. Man muss es gehört haben. Die Songs wird es nicht auf Streamingportalen geben. Perlen vor die Säue ist nicht mein Ding. Vinyl ist haptisch, man muss es bewusst wählen und da gehe ich mit der Zeit. Da ist dann eben ein QR-Code auf dem Ring, der einen MP3-Download ermöglicht.
Last not least habe ich mit Udo Suttrop einen Künstler, Layouter, Fotografen und Digitalexperten an der Hand, der meine Visionen besser umsetzt, als ich planen könnte.
Epilog: Das Bombig mit Tommi, die Gaby an der Stimme, die Berichterstattung in der AZ (Bernd Hohlen), Neuen Szene (Thomas Krones) und von Arno Loeb sind Garanten, dass es ausschließlich um Musik und ein Kulturerbe geht. Und bezüglich der Frage an uns selbst: Wie gehen wir eigentlich selber mit unserer Muttersprache und den Begriffen „Heimat“, „Vaterland“, „Abschied“, „Identität“ um? Gelegenheit auch hier, mit sich ins Reine zu kommen und vor allem keine Angst vor kontroversen künstlerischen Projekten zu haben.

