Warum brauch‘ ich eigentlich einen Gitarrenverstärker?
Die Aufgabe des Gitarrenverstärkers hat sich über die Jahre stark verändert – oder doch nicht? Teil 1 eines kleinen Streifzugs durch die Geschichte der Instrumentalverstärker …
Die Anfänge In den 50ern, als der Rock noch rollte, die Jungs Schmalzlocke und die Mädchen Petticoat trugen und die E-Gitarre noch jung war … Ja: Damals war die Antwort auf diese Frage einfach: „Damit man die E-Gitarre auch hören kann!“
Die Verstärker in dieser Ära waren eigentlich leicht modifizierte Ausgaben von Omas Röhrenradio. Der mechanische Aufbau sowie die Lautsprecher waren robuster. Die Bedienungselemente beschränkten sich auf Lautstärkeregler, vielleicht noch eine Klangblende. Oft gab es noch einen Eingang für ein Mikrofon.
In den Staaten waren Marken wie Fender, Gretsch und Gibson sowie Valco weit verbreitet.
Die Hersteller von E-Gitarren mussten auch Verstärker anbieten.
Auf unserer Seite des Teichs waren es VOX, Selmer, Echolette und Dynacord. In den späten 50er- und den frühen 60er-Jahren wurden die Amps vielseitiger, bekamen „echte“ Klangregelungen und „Effekte“ – Tremolo – in der Hoffnung, auch die Organisten abzuholen. Hall für den Raumklang.
Ziel war immer noch eine möglichst verzerrungsarme Wiedergabe. Einer der ersten Slogans von Marshall war „what goes in comes out – just bigger“ …
When Rock was young …
Ab Mitte der 60er-Jahre entdeckten die Rock-Gitarristen so langsam, dass sie ihre Amps auch als Mittel zur Gestaltung ihrer Sounds nutzen konnten. Clapton, Hendrix, Dave & Ray Davies von den Kinks, die Stones …
Laut machen – ja das sollten sie immer noch.
Aber das Übersteuerungsverhalten wurde auch immer wichtiger. PAs im heutigen Sinn gab es noch nicht – das Publikum wurde von der Bühne aus beschallt. Die „PA“ war nur eine Gesangsanlage.
Bei uns standen dann vor allem Echolette-Verstärker und Dynacords auf der Bühne – außer die Band konnte sich einen Fender, Sunn, Ampeg, VOX, HIWATT, MusicMan oder Marshall leisten.
Die „großen Bands“ hatten Wände von Amps und Boxen hinter sich stehen. Es muss sehr laut gewesen sein.
Die späteren 70er-Jahre brachten dann die ersten Amps mit Gain und Mastervolume, um die Zerre auch unterhalb von Stadionlautstärke abrufen zu können. MESA Boogie, Dumble, Acoustic erschienen auf dem Markt. Marshall brachte den 2203/2204 auf den Markt und selbst die Fenders bekamen dieses Mastervolume …
Gleichzeitig wurde nach „Vielseitigkeit“ gefragt. Kanalumschaltungen, „richtige“ eingebaute Effekte – viele Amps kamen auf einmal mit dem modernen Transistor. Das Zeitalter der Röhre schien sich dem Ende zu nähern …
In unseren Musikläden standen neben den alten Dingern auf einmal Solton, Roland mit dem Jazz Chorus, Ibanez, Marlboro…
Schreibt uns, was euch noch interessiert. Auch gerne konkrete Fragen.
Diese Rubrik soll sich um alles Technische drehen, was für das Musikmachen wichtig ist.
